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Hamburg entdeckt die Entdecker (Chronologie)

Von Peter Koj

Die Erbauer der Speicherstadt vor gut 100 Jahren waren sich der historischen Bedeutung der portugiesischen Seefahrer für den Hamburger Hafen bewusst, indem sie ihnen auf der Kornhausbrücke, dem Tor zur Speicherstadt, ein Denkmal setzten. Auf der Nordseite die für damalige Zeit gewagte Statue des Vasco da Gama des jungen Bildhauers Hermann Hosaeus und das eher konventionelle Abbild des Christoph Kolumbus. Neueren Forschungen zufolge kam Kolumbus nicht aus Genua, sondern war wohl iberischer Jude (Sefarde). Er konnte kein Italienisch, und die portugiesischen Elemente seiner spanisch verfassten Schriftstücke verweisen sogar auf eine portugiesische Herkunft. Er hat, bevor er nach Spanien ging, mit seiner ersten Ehefrau Filipa Moniz Perestrelo, einer adligen portugiesischen Sefardin, auf Porto Santo gelebt, während sein Bruder Bartolomeu zeitlebens als Kartograph in Lissabon tätig war.

Die beiden Statuen auf der Südseite der Kornhausbrücke wurden im 2. Weltkrieg zerbombt: Sie stellten den portugiesischen Weltumsegler Magalhães (Magellan) und den Briten James Cook dar, letzteren als "Entdecker" Australiens. Auch hier hätte ein portugiesischer Seefahrer aufs Podest gehört, denn wie Münzfunde und sprachliche Spuren bei nordaustralischen Aborigenes-Stämmen nachweisen, landeten die ersten Portugiesen hier schon 200 Jahre vor dem schottischen Seefahrer.

Die Entdeckung der Indienroute durch Vasco da Gama machte Lissabon zum wichtigsten europäischen Handelszentrum, insbesondere durch den lukrativen Gewürzhandel. Durch die in Lissabon bereits ansässige hanseatische Kaufmannskolonie profitierte Hamburg kräftig von dieser Entwicklung (die noch heute gebräuchliche scherzhafte Bezeichnung "Pfeffersack" für einen reichen Hamburger Kaufmann ist Beleg dafür). Hamburg gehörte Anfang des 16. Jahrhunderts zu den wenigen Städten, die vom portugiesischen König Manuel I. das Recht erhielten, den portugiesischen Golddukaten, den Portugaleser, nachzuprägen (wird heute noch vom Senat als Medaille verliehen). Diese Handelsbeziehungen wurden noch vertieft, als sich ab Ende des 16. Jahrhunderts mehr und mehr portugiesische Sefarden in Hamburg niederließen. Von ihrer Präsenz zeugen die prachtvollen 2.000 Grabplatten auf dem Friedhof Königstraße, der der UNESCO als Weltkulturerbe vorgeschlagen werden soll.


Portugal ist die führende Entdeckernation der frühen Neuzeit. Insbesondere durch das Know-how seiner arabischen und jüdischen (sefardischen) Gelehrten besaß es einen großen Informationsvorsprung in der Nautik, Kartographie, Kosmologie und Geographie, der es seinen Seeleuten erlaubte, sich früh auf bis dahin unbekannte Meere zu wagen.

Hier eine kleine Chronologie der portugiesischen Entdeckungen und Entdecker:






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Portugal-Post Nr. 40 / 2007