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Wir sind Hamburg

Von Liliana Cardoso da Silva *

Was ist Heimat? Dort, wo man wohnt oder wo man sich wohlfühlt? Die Jugendlichen auf dem Titelbild sind Hamburger, aber gleichzeitig auch Griechin, Spanierin, Irakerin, Engländer, Türkin und Afghane. Sie haben ebenso wie 1400 andere Schüler aus 54 Klassen beim Projekt "Schüler machen Zeitung" mitgemacht und darüber geschrieben, was sie wirklich bewegt.

Portugal - daran hängt mein Herz

Vor zehn Jahren zog ich mit meiner Familie von Portugal nach Deutschland. Damals war ich vier Jahre alt. Ich verließ meine Großeltern, Tanten und Onkel, Cousinen und Cousins. In Portugal lebte ich in einem Dorf mit rund 150 Einwohnern, da kannte jeder jeden. Hier in der Stadt Hamburg ist es ganz anders. Man ist fremd.

Ich bin mit der portugiesischen Kultur aufgewachsen und besuche zweimal in der Woche nachmittags auch die portugiesische Schule. Dort lernen wir portugiesisch sprechen und schreiben. Wir arbeiten in einem Lernbuch mit Grammatikübungen und portugiesischen Geschichten. Wir in der 9. Klasse beschäftigen uns gerade mit der portugiesischen Geschichte.

Meine Eltern möchten, dass ich diese Schule besuche, damit ich die portugiesische Sprache nicht verlerne. Hier in Hamburg gibt es viele Ausländer, da falle ich nicht auf. Allein in unserer Klasse gibt es fünf verschiedene Nationen, auf die Klassengemeinschaft hat das aber keinen Einfluss.

Wenn ich mittags von der Schule nach Hause komme, bin ich eigentlich wieder in Portugal, denn wir sprechen zu Hause viel portugiesisch. Wir Portugiesen feiern auch ganz andere Feiertage. An Weihnachten und Ostern haben wir besondere Traditionen, zum Beispiel isst man in Portugal zu Heiligabend häufig Bacalhau (das ist Stockfisch) mit Kartoffeln. Diesen leckeren Fisch kaufen wir extra in einem portugiesischen oder spanischen Laden, von denen es zum Glück einige in Hamburg gibt.

In Portugal gehen viele Menschen nach dem Mittag- oder Abendessen in Cafés, dort unterhalten sie sich mit anderen. In Deutschland ist das anders. Hier ist man gern zu Hause und schaut im Wohnzimmer fern. Obwohl ich schon so lange in Deutschland lebe und hier auch viele Freunde habe, will ich trotzdem später wieder nach Portugal ziehen und da leben. Es ist eben meine Heimat, an der mein Herz hängt. Das kann man nicht erklären.


* Liliana Cardoso da Silva, R9 Katholische Schule Harburg

Der Artikel ist erschienen am 21. März 2007, siehe
http://www.abendblatt.de/daten/2007/03/21/710071.html

Extra-Journal
Nachdruck in der Portugal-Post 40 mit freundlicher Genehmigung des Hamburger Abendblatt.






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Portugal-Post Nr. 40 / 2007