Buch des Monats - November 2012 - Kann denn Fado fade sein ?

Von Peter Koj

Portugal ist eine Wucht!

Wie eine bayrische Blondine den Fado lieben lernte

U nd dies geschah auf eine so beneidenswert schöne Weise, dass der Titel des soeben er­schienenen Buches Kann denn Fado fade sein? von Christina Zacker sich ganz rasch als rhe­torische Frage herausstellt. Doch es geht nicht nur um die Liebe zum Fado. Erst einmal ist es die Liebe zu António, die Christina Zacker die Zelte in Deutschland abbrechen lässt, um sich in Por­tugal niederzulassen. Ihren Beruf als Journalistin kann sie dank mo­derner Kommunikationsmedien auch von dort ausüben. Von São Domingos de Rana in der Nähe von Carcavelos westlich von Lis­sabon, wo sie sich zuerst mit ih­rem António niederlässt, arbeitet sie sich langsam noch weiter gen Westen vor. Über Cascais landet sie schließlich – inzwischen ohne ihren António – in dem kleinen Ort Azóia, kurz vor dem Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Kontinents.

Die Liebe zu António ist zwar erloschen, dafür ist die Liebe zu Portugal nach acht Jahren unver­mindert stark. Auf 300 (!) Seiten versteht es die Autorin, durch eine schnörkellose Diktion („ … ist eine Wucht“ liest man häufi­ger) ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Dabei werden ne­gative Erfahrungen keineswegs ausgespart, z. B. die Trägheit der Behörden, die Unzuverlässigkeit der Hand­werker, die Sorglosigkeit der Ver­mieter, soziale Probleme. Doch selbst bei der Beschreibung die­ser Aspekte des portugiesischen Alltags zeigt Christina Zacker ein großes Herz, das sich öffnet für die kleinen sympathischen Dinge, denen man in Portugal begegnen kann, wenn man nur dazu bereit ist.

Vor allem ist es die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portu­giesen, die der Autorin das Ge­fühl geben, „im Paradies ange­kommen“ zu sein (so das Fazit des Schlusskapitels). Sie gehört nicht zu den Residenten (und auch Touristen!), die mit ihrer Überheblichkeit (nach dem Mot­to „Die kriegen hier ja eh nichts auf die Reihe“) niemals diese glückbringende Nähe zur por­tugiesischen Bevölkerung erfah­ren werden. Sie hat – wie sie im Vorwort titelt – „der Portugalvi­rus erwischt“. Also Vorsicht: An­steckungsgefahr! Und wenn Sie schon vom Portugalvirus befal­len sein sollten, dann folgen Sie der Autorin auf ihren verschlun­genen Wegen Richtung Westen. Durch ihre Innenansicht des Landes erfahren Sie eine Menge Informationen, die Sie in dieser Form woanders nicht finden.

Christina Zacker, KANN DENN FADO FADE SEIN? Heyne Verlag 2012 - € 8,99