Buch des Monats April 2013
Cornelia Döll/Christine Hundt,
Grammatikübungsbuch Portugiesisch
Vorgestellt von Peter Koj
Der Hamburger Buske Verlag hat mit einem kleinen, aber äußerst nützlichen Bändchen sein Portugiesischprogramm erweitert. Cornelia Döll und Christine Hundt, seit den 80er Jahren Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Institut für Romanistik der Universität Leipzig, Abteilung Portugiesische Sprachwissenschaft und Sprachpraxis, ist es gelungen, auf engstem Raum die Vielfalt der portugiesischen Grammatik dem Lernwilligen nahezubringen. Und zwar gleich auf zweifache Weise: Es ist eben nicht – wie der Titel vermuten ließe – eine reine Sammlung von Grammatikübungen. Vor den Übungen gibt es eine knappe Einführung in das jeweilige grammatische Kapitel in Form von Regeln und Tabellen. Es sind dies 46 an der Zahl, angefangen vom Substantiv über die Verben (machen einen Großteil aus), Adjektive und Pronomen bis hin zur indirekten Rede. Ein Lösungsschlüssel gibt Aufschluss darüber, wieweit man richtig lag und macht das Buch zu einem idealen Werkzeug für das Selbststudium.
Aber wie gesagt: Es ist kein Lehrwerk und das breite Spektrum der im Vorwort angegebenen Adressatengruppe („Anfänger mit Grundkenntnissen sowie fortgeschrittene Lernende“) deutet bereits an, dass es hier nicht um Sequenzialität des Lernens geht (vom Leichten zum Schweren), sondern um ein Erfassen der Gesamtheit der wahrlich nicht leichten portugiesischen Grammatik. Das heißt, dass für den Anfänger durchaus Abschnitte dabei sind, an denen er sich „verheben“ und womöglich die Lust am Portugiesischlernen verlieren könnte. Dazu gehören Grammatikphänome, die auch der Durchschnittsportugiese, geschweige denn –brasilianer nicht beherrscht oder kennt, so z.B. die so genannten analytischen Formen bei Futur bzw. Konditional + Pronomen ( levá-lo-ei , dir-lho-íamos ) oder die Relativpronomen cujo ( s ), cuja ( s ).
Was mir an diesem Werk besonders gefallen hat ist die Tatsache, dass die Übungen nicht blutleer sind. Sie sind aus dem portugiesischen Leben gegriffen, häufig anekdotenhaft (besonders gefiel mir der Witz über die Kalorien auf S. 105 oder von dem kaputten Auto auf S. 135). Allerdings habe ich etwas Zweifel, was die die Bäume hinabkletternden Katzen angeht (als Übung zum Verb descer auf S. 19). Vielleicht schaffen dies die Leipziger Katzen; die Hamburger Feuerwehr weiß dazu ein anderes Lied zu singen. Als Freund portugiesischer Sprichwörter begrüße ich auch den geschickten Einsatz dieses für Portugal und die portugiesische Sprache so prägenden Phänomens. Begrüßenswert auch die strikte Anwendung des acordo ortográfico , obwohl sich weite Kreise in Portugal noch immer gegen seine Einführung sträuben.
Was ich weniger begrüße sind all die Teile, die dem einsprachigen Portugiesischerwerb entgegenwirken. Allen voran die zahlreichen Übersetzungsübungen, die trotz Vokabelhilfe eine echte Hürde sind, vor allem für den Anfänger. Dazu gehört auch die Rücksichtnahme auf Strukturen der deutschen Grammatik und ihre Übertragbarkeit auf das Portugiesische, z.B. die Kasus Dativ und Genitiv (S. 9). Und welchen Portugiesischlernenden soll es beunruhigen, dass bonito auf Deutsch nicht nur „schön“ heißt (z.B. im prädikativen Gebrauch o homem é bonito – der Mann ist schön), sondern auch „schöner“, nämlich wenn es attributiv gebraucht wird ( um homem bonito – ein schöner Mann). Doch das mag Geschmackssache sein.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Kompendium für den Alleinunterricht aber auch vielfältig einsetzbar in Portugiesischkursen.
Cornelia Döll/Christine Hundt, Grammatikübungsbuch Portugiesisch
Buske Verlag Hamburg 2012. € 19,90