Auf der Suche nach dem fado vadio

Als ich mich im Dezember 2003 in Lissabon aufhielt, um das Merianheft über die portugiesische Metropole vorzubereiten, nahm ich auch die Suche nach dem fado vadio auf. Ich hatte die Absicht, eine Kolumne über diese so häufig erwähnte, aber wenig bekannte Form des Fado einzufügen. Der fado vadio wird im allgemeinen von Amateuren in Kneipen oder Freizeit- und Kulturorganisationen gesungen, während die mehr touristische Form, auch "kommerzieller Fado" genannt, in den Fadorestaurants des Bairro Alto und der Alfama dargeboten wird (zu diesen und weiteren Begriffen verweise ich auf mein "kleines Lexikon des Fado" auf den Seiten 9 und 10 der Portugal-Post 9).

Höhepunkt dieser "Jagd" auf den fado vadio war ein Abend, den ich auf Einladung meines Freundes Luís in der Tasca do Careca, einem kleinen Club in der Nähe des Saldanha-Platzes, verbrachte. Wir hatten uns dort mit zwei ziemlich bekannten Fadistas verabredet, Henrique Manuel und sein Sohn Lino Manuel (die Mutter, Maria da Fátima, Inhaberin des Lokals A Severa im Bairro Alto, ist wahrscheinlich noch bekannter).

Wie es schien, war ich der einzige Ausländer. Im übrigen nur Fadokenner und -liebhaber, darunter viele Fadistas, die an dem Abend in ihrem Fadolokal frei hatten, oder Amateure, die geduldig auf ihren Auftritt warteten. Jedem Fadista standen drei, vier Fados zu und dann ging es ohne Pause gleich zum nächsten. So kam ich in den Genuss, ohne Unterbrechung zwanzig Fadistas zu hören, von denen einige schon recht betagt waren. Unser Freund Lino Manuel brachte die vielen jungen Zuhörer so richtig zum Kochen, ein Zeichen für mich, dass der Fado in der jungen Generation weiter lebt.

Am Tisch zeigte ich Lino eine vom Fado-Museum (Casa do fado e da guitarra portuguesa) veröffentlichte Liste mit Adressen, wo man fado vadio hören kann. Lino ließ sich nicht lange bitten und brachte sie auf den neusten Stand. Zuerst dachte ich daran, sie im Merianheft zu veröffentlichen, besann mich dann jedoch eines besseren. Es wäre eine Art "Verrat" gewesen, denn diese Orte leben von ihrer Anonymität und Abgeschiedenheit. Es sind Geheimtipps, die sich die Eingeweihten gegenseitig zuspielen. Das Auftauchen von Touristenscharen würde das Ende des fado vadio bedeuten. So habe ich mich in meiner Fado-Kolumne im Merianheft (S. 115) auf Informationen zu kommerziellen Fadolokalen beschränkt, die man empfehlen kann. Doch hier ist für die Eingeweihten unserer Gesellschaft besagte aktualisierte Liste, verbunden mit einigen Auflagen: treten Sie bitte nicht in Massen auf, stören Sie nicht den Vortrag der Fadistas durch lautes Sprechen oder Lachen und teilen Sie es uns mit, falls die eine oder andere Adresse nicht mehr stimmt oder wenn Sie auf andere noch nicht aufgeführte Lokalitäten stoßen. Ansonsten gilt: Angaben ohne Gewähr.