Von Lissabon nach Santiago de Compostela
Der Jakobsweg auf portugiesisch
Teil 1: Auf dem Caminho de Fátima (Lisboa > Porto)
Von Katharina Høgsberg
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Jedes Jahr mehrt sich ihre Schar: Pilger auf dem Weg zum Grab des Apostels Jakobus im galicischen Santiago de
Compostela. Die allermeisten wandern auf spanischen Wegen, seit 1993 Teil des Unesco-Welterbes, oder auf den
französischen, die seit 1998 diesen Status haben. Weniger bekannt ist der portugiesische Jakobsweg.
Er startet in Porto und ist kulturhistorisch nicht minder bedeutend. So soll der berühmte Hahn von
Barcelos seinen Ursprung einem Zwischenfall in einer Herberge von Jakobspilgern verdanken.
Am 22.Mai machte sich nun Katharina Høgsberg auf den portugiesischen Pilgerpfad. Doch die Strecke
Porto-Santiago war der jungen Dänin zu kurz (letztes Jahr hat sie die 800 km von Irín nach Santiago
locker bewältigt). Also startete sie bereits in Lissabon, wodurch sie es immerhin auf 660 km brachte.
Die Zusatzstrecke Lissabon-Porto bewältigte sie auf dem Fátima-Pilgerpfad, passend zur
90-jährigen Wiederkehr der Marienerscheinung. Ihr einziges Gepäck: ein Rucksack von der
Größe eines kleinen Schulranzen. Darin ein Paar Sandalen, die sie sich auf der letztjährigen
Wanderung in Burgos zulegen musste, weil sie - Anfängerungeschick! - mit neuen Schuhen losmarschiert
war, die ihr die entsprechenden Blasen beschert hatten.
Nicht dabei das Handy. Katharina wollte nicht erreicht werden, sondern sich ganz auf ihr Ziel konzentrieren:
dem Glauben näher kommen (Katharina ist praktizierende Katholikin). Natürlich war eine
gehörige Portion physische Herausforderung und Abenteuerlust damit verknüpft. Als angehende
Physiotherapeutin liebt Katharina Høgsberg die Bewegung. Trotz der großen physischen Belastung
fand sie jedoch die Zeit, unterwegs ein Tagebuch zu schreiben und uns direkt zuzuschicken
(hier nachzulesen).
Hier Auszüge aus diesem Tagebuch, die nur einen kleinen Eindruck von drei erlebnis- und
abwechslungsreichen Wochen vermitteln können.
21. Mai 2007
Seit dem 4. Juli 2006, dem Tag, an dem ich nach drei Wochen Fußmarsch zum ersten Mal in Santiago ankam,
habe ich mich nach der nächsten Wanderung gesehnt. Und morgen ist endlich der lang ersehnte Tag!
Mein kleiner Rucksack steht bereit. Es ist derselbe wie letztes Jahr. Die Jakobsmuschel hängt noch dran.
Daneben steht mein Wanderstock - ich nehme ihn lieber mit. Meine Wanderschuhe und Treckingsandalen sind
ebenfalls die gleichen.
22.05.07
Mein erster Pilgertag! Es ist schon Abend und ich bin immer noch in Lissabon. Dabei wollte ich doch heute
noch aus Lissabon raus sein. "Gewandert" bin ich aber trotzdem viel. Lissabon ist groß, wenn man zu
Fuß ist! Morgen werde ich um 05:30 Uhr geweckt.
23.05.07
Mein erster richtiger Wandertag! Pünktlich um 06:00 Uhr stand ich auf der Straße. Es hat lange
gedauert, bis ich das Expo-Gelände erreichte. Ich bin übrigens erstaunt, dass all die vielen,
vielen Cafés und Restaurants aus der Expo-Zeit (1998) noch immer da sind... Ich ging den Tejo
aufwärts das ganze Gelände entlang, unter der längsten Hängebrücke Europas
(Ponte Vasco da Gama) und noch ein gutes Stück weiter. Bald sah ich das erste Kennzeichen für
den Caminho de Fátima (auch Caminho do Tejo genannt). Der Ausgang aus Lissabon war
hübscher, als ich erwartet hatte. Anstatt unendlich vieler hässlicher Vorstadt-Hochhäuser,
befand ich mich ziemlich bald auf einem kleinen Weg durch duftende Blumenfelder. Heute Vormittag traf
ich die ersten (bis jetzt die einzigen) zwei Pilger. Sie sind aus Belgien und gehen ebenfalls nach
Santiago (der eine zum 6. Mal, der andere zum 10. Mal - Pilgern macht süchtig!).
Es gibt Engel in Menschengestalt! Ich traf sie in Alhandra, der nettesten kleinen Stadt, die
man sich vorstellen kann. Es ist sehr charmant und die Menschen sind auffallend freundlich und gelassen.
Auch untereinander spürt man eine große Hilfsbereitschaft. Die zwei Engel waren Apothekerinnen.
Ich hatte schon die erste Blase am Fuß und ging in die Apotheke rein, um eine kleine Nadel zu kaufen.
Statt einer bloßen Nadel gaben sie mir ein Fußbad, eine Fußmassage und alle möglichen
Crèmes für Füße und Gesicht (gratis!)...
Beglückt ging ich weiter nach Vila Franca de Xira (gegründet durch französische Kreuzfahrer).
Hier bin ich jetzt und übernachte in einer nach indischem Weihrauch riechenden Pension (18 Euro) im
Kolonialstil. Im 19. Jh. war es ein Luxushotel für "bessere Leute". Als ich vorhin in einem Obst- und
Gemüseladen war, sagte mir die Verkäuferin, dass ich morgen die gewöhnliche Strasse entlang
gehen solle. Die andere Strecke sei zu gefährlich. Da so viele entsetzt und ängstlich reagieren,
wenn sie hören, dass ich alleine gehe, nahm ich ihren Hinweis auf die Gefährlichkeit zuerst
nicht ernst. Als ich aber hörte, warum es gefährlich sei, wurde mir gleich anders zumute: frei
laufende Bullen! (In Vila Franca gibt es eine sehr alte Stierkampf-Arena). Autos oder Bullen? Was soll
ich wählen? Ich wähle das Risiko, einem Bullen zu begegnen.
Laut Buch bin ich heute 35 km gelaufen. Habe jedoch das Gefühl, dass es mehr sein müssten.
24.05.07
Bin jetzt in Azambuja. Hier herrscht Feststimmung. Die 4-tägige traditionelle Feira de Maio
fängt heute Abend an. Letzte Vorbereitungen und Vorkehrungen werden gemacht. Männer und Frauen
mit Schaufeln verteilen den vielen Sand der von großen Maschinen in die Innenstadt gebracht wurde;
Häuser und Läden wurden mit großen Holz-Barrikaden geschützt; denn heute Abend
werden die Stiere losgelassen! Stiere und Menschen werden wild durch die Straßen laufen. Die
Lautsprecher sind schon kräftig in Betrieb. In der ganzen Stadt hört man Folkloremusik, Fado
und spanische Volksmusik. Leider ist alles geschlossen, deswegen kann ich wieder nicht ins Internet.
Esse gerade eine Suppe (sopa de gr&etilde;o). Habe mich entschlossen weiterzugehen. Es ist 12:30 Uhr.
Bin in Santarém. Um 22 Uhr angekommen. Halbtot! Nun ist meine Vermutung sicher: die angegebenen
Kilometerzahlen im Buch stimmen nicht!!!! Laut Berechnung nach Zeit muss ich mindestens 60 km gelaufen sein!
Ich bin dem Buch und den Wegweisern gefolgt. Der Wirt hat mir soeben bestätigt, dass ich einen
wahnsinnigen Umweg gemacht habe. Wunder... wunderschön, aber sehr, sehr weit! Die angegebene Kilometer
entsprechen der Entfernung, wenn man der Nationalstraße folgt. Jeder Zeit würde ich lieber
einen hübschen Umweg gehen, der doppelt so lang ist, anstatt die tödliche und langweilige
Hauptstraße entlang zu laufen, wo man auch noch das Hupen der Autos ertragen muss. Die richtige
Kilometerzahl muss aber angegeben sein! Morgen kaufe ich mir eine Landkarte! Ein Wunder, dass ich nur
2 Blasen habe (Dank sei den Apothekerinnen!)
Seit Lissabon bin ich an vielen Flüssen und auf den ersten Blick idyllischen Gegenden vorbeigelaufen.
Oftmals musste ich aber erkennen, dass die Idylle des Grünen und der Flüsse trügerisch war.
Gerne würde ich das Gegenteil schreiben, Tatsache ist aber, dass die meisten Flüsse verdreckt
und vergiftet sind. Das Grüne vermag es bloß manchmal zu verdecken. Auch die unkrautfreien
Tomatenfelder machten mich traurig. Es ist wirklich schmerzhaft, mit all dem Dreck und den vielen
Straßen (für unsere Bequemlichkeit) konfrontiert zu werden. Gleichzeitig ist es wohltuend
zu sehen, wie viel Schönes es noch gibt; erstens, um sich freuen zu können; zweitens, um nicht
die Hoffnung zu verlieren. Denn ohne Hoffnung ist es fast unmöglich, tatkräftig zu werden.
Mehr Menschen sollten wandern! Für den Körper gibt es ein nicht zu überschätzendes
Wohlgefühl; für den Geist ist es erholsam; und es sensibilisiert für den Umweltschutz.
26.05.07
Ich verlasse Santarém in westlicher Richtung und begegne auf der Strasse einem Obst- und
Gemüsehändler. Er schenkt mir eine Tüte mit sehr wohlschmeckenden Kirschen, frischen
Aprikosen und Erdbeeren. Besorgt um meine Sicherheit rät er mir dazu, die Estrada Nacional
entlang zu laufen (eigentlich unlogisch, denn weniger gefährlich ist es nicht). Der andere Weg
sei zu einsam, sagt er. Aber gerade das suche ich ja. Ich bin gerührt, wie viele nette Menschen
ich auf meinem Weg treffe. Und immer sind sie auf meine Sicherheit bedacht. Ich staune aber auch,
wie viele ängstlich reagieren, wenn sie hören, dass ich alleine gehe. Gibt es so viele
ängstliche Menschen? Oder bin ich naiv und erkenne vielleicht nicht die lauernde Gefahr?
Anderseits... berechtigt oder nicht... die Angst nützt mir nichts. Ich bin eher davon überzeugt,
dass sie Schlechtes anzieht.
Ich verlasse die Hauptstraße und folge einer viel kleineren Straße, die sich durch eine
wunderschöne Landschaft und wenige Dörfer schlängelt. Mir begegnet eine 91-jährige
Frau. In den paar Worten, die wir miteinander wechseln, sagt sie mir, dass fehlende Liebe das Schlimmste
auf dieser Erde sei. Anders könnte man auch sagen, dass Liebe das wichtigste auf dieser Erde sei.
Es klingt so klischeehaft, aber es stimmt. Bin ein bisschen traurig und fühle mich ein wenig einsam.
Liegt wohl an der Müdigkeit und dem Wetter. Es ist kalt, sehr windig und droht zu regnen.
Bin in Minde. Im einzigen Residencial gab es aber keine freien Zimmer mehr. Die Kirche
war auch zu, was meistens der Fall ist. Eigentlich komisch, dass es auf dem Caminho Português
so wenig Schlafmöglichkeiten gibt. Der Bedarf ist da. Auch hier, finde ich, zeigt sich die etwas
"zähere" Geschäftstüchtigkeit der Portugiesen im Vergleich z.B. zu den Spaniern
(hat auch seine guten Seiten!). Ich musste also weiterlaufen.
Fand Unterkunft bei den Bombeiros. Hier übernachtete auch eine große Gruppe von
Fátima-Pilgern aus Santarém. Wenn Portugiesen Gruppenausflüge machen, spürt
man eine sehr charakteristische, familiäre und heitere Stimmung. Sie lachen viel, machen gerne
Witze, sind albern, übertreiben in ihrem Gehabe und reden sehr laut, damit ja alle es hören.
Schnell werden sie sehr vertraut untereinander (José wird schnell zu Zé), jedoch immer
auf eine recht unschuldige, fast kindliche Art und Weise. Bei der Gruppe in Minde war es nicht anders.
Ihrem Gepäck war anzusehen, dass sie es unmöglich auf dem Rücken trugen. Sie ließen
es transportieren. Alles hatten sie dabei, natürlich auch die obligatorische Picknick-Gefriertasche
(Box), voll gepackt mit sandes (belegten Broten) und kleine Milchkakao-Tüten. Ich fühlte
mich etwas beschämt, als eine Frau mir davon geben wollte, denn innerlich hatte ich ein wenig
Hochmut gefühlt, weil ich von weiter her kam, noch viel weiter musste und mein Gepäck selber trug.
27.05.07
Pfingstsonntag. Es war noch früh, als ich in Fátima ankam. Es herrschte ein reges,
lebhaftes Treiben. Busse, viele Busse! Viele Menschen, die meisten Portugiesen. Mich rühren die
vielen Menschen, die aus sehr persönlichen Gründen alle hierher kommen. Viele rutschen auf
ihren Knien über den großen Platz. In Fátima gibt es eine Herberge. Sie ist sehr
groß und sauber. Bezahlt wird nach Vermögen und Gewissen. Ich bin die Einzige dort. Am Abend
gehe ich zur Lichterprozession (prociss&etilde;o das velas). Vorher wird ein Rosenkranz gebetet,
in den Sprachen der dort anwesenden Pilgergruppen. Es sind Gläubige aus Polen, Irland, England,
Deutschland, Frankreich, Italien und Indien (vermutlich aus dem südlichem Kerala, wo es viele
Katholiken gibt). Die armen Inder! Sie taten mir so leid in ihren hübschen, leichten Saris und
ihren Sandalen, weil es so kalt war!
30.05.07
Die Natur ist wunderschön! Fast den ganzen Tag bin ich nur über Felder, durch Wälder
und kleine Dörfer gelaufen. Immer wieder treffe ich auf sehr nette, meistens ältere Leute,
mit denen ich ein paar Worte wechsle, die mir etwas zum Essen schenken wollen oder meine Wasserflasche
auffüllen. Ich laufe mit einer 1½ Liter Flasche. Der Stock in der einen Hand, die Flasche
in der anderen (man trinkt selten genug, wenn man dafür immer anhalten und den Rucksack abnehmen muss
- genial sind natürlich die Wasserbehälter in der Tasche mit Schlauch).
31.05.07
Bin in Coimbra! Seit vielen Jahren habe ich die Stadt der ältesten Universität
Portugals, der Elitestudenten und der berühmten Fadistas besuchen wollen. Mein Lieblingsfado
(Coimbra tem mais encanto na hora da despedida) besingt diese Stadt. Meine romantischen
Vorstellungen sind nicht enttäuscht worden. Man sieht sehr viele Studenten. Obwohl sie wohl
kaum anders sind als in anderen Städten, fühle ich eine gewisse Erfurcht vor ihnen.
Die ganze Stadt erfüllt mich mit Erfurcht. Es riecht nach alter Kultur. Ich liebe die vielen
verwinkelten Gassen, die vielen kleinen Durchgänge, die stark verfallenen, aber noch immer
bewohnten Häuser, die von früheren "großen Zeiten" zeugen, und überhaupt die
wunderschöne Lage Coimbras.
Morgen muss ich Mealhada erreichen. Es sind 40 km. Dazwischen soll es keine
Übernachtungsmöglichkeiten geben! Unglaublich! Warum kommen Bewohner der Dörfer,
wo die Pilger durchlaufen, nicht auf die Idee, z.B. ein Bed and Breakfast zu machen?!
Wenn es nicht zu viel Asphalt gibt, sollte es im Prinzip kein Problem sein.
01.06.07 Coimbra > Águeda
In einem der Dörfer wollte ein Junge mir unbedingt die Hände schütteln; dabei hatte
er selber ganz verkrüppelte Hände. Ich schüttelte ihm die Hände und dachte mit
Dankbarkeit daran, welch ein Glück ich hatte, kein Opfer von genetischen Defekten zu sein.
Mit meinen Händen kann ich greifen, berühren und spüren, was ich möchte; mit
meinen Augen kann ich die Wunder der Natur erleben und sehen, wohin ich gehe; mit meiner Nase kann
ich die wunderbaren Gerüche genießen, die die Welt zu bieten hat; mit meinen Ohren kann
ich wundervolle Musik hören, mich über Vogelgezwitscher und Kirchenglocken erfreuen; und
mit meinen Beinen kann ich gehen, wohin ich möchte, schnell, langsam, gehend, laufend oder tanzend.
Der Tag hat noch eine freudige Überraschung für mich bereit. In Águeda folge ich der
sehr gastfreundlichen Einladung und rufe Barbara Seuffert und Hagen Seuffert an. Eine halbe Stunde
später werde ich abgeholt und sehr herzlich in ihrem wundervollen Haus empfangen. Auf der kleinen
Straße in dem Dorf Caragossa fällt das Haus nicht auf; öffnet man aber die
Tür, offenbart sich einem ein kleines Paradies. Obwohl es schon spät ist, werde ich mit
köstlichen Sardinen, leckerem Caldo Verde (bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass man
im Norden die Suppe nach der Hauptspeise serviert), Erdbeeren mit Sahne und einer einmaligen, selbst
gemachten Schokoladen-Mousse verwöhnt. Der Tag endet mit einem rührenden Erlebnis in der
Dorfkirche. Dort übten einige Dorfbewohner, u.a. auch das Ehepaar Seuffert und ein Organist,
die Lieder für die kommende Sonntagsmesse. In diesem Chor war so viel Herz und Seele!
02.06.07
In Albergaria-a-Velha fand ich eine Pension. Als ich eintrat, machte eine Angestellte gerade
einen vergeblichen Versuch, einen Metallsplitter aus dem Zeigefinger der Besitzerin herauszuziehen.
Er saß tief unter dem Nagel. Beide waren leichenblass. Ich bot meine Hilfe an. Gerade angekommen,
wurde somit meine Feinmotorik auf die Probe gestellt. Offen gestanden, die Situation machte mir Spaß.
Ich bestand die Probe gut und bekam dafür einen Kuss der Erleichterung von der Besitzerin.
Im Laufe des Abends wurde das Gespräch zwischen uns beiden sehr freundschaftlich.
Abschließend tranken wir gemeinsam einen Portwein. Sie war ein sehr guter, ein sehr "echter"
und spontaner Mensch. In dem Zimmer neben mir, hatte sie einer armen Frau Logis gegeben, der man
wegen Drogensucht gerade das neugeborene Kind entzogen hatte. Tja... auf dem Weg wird man mit
vielen Schicksalen und moralischen Überlegungen konfrontiert.
03.06.07
In Grijó, dem Ort vor Gaia, war ich psychisch und physisch ziemlich am Ende. Der
Zustand meiner Beine um die Knöchel herum beunruhigte mich. Um Kräfte zu mobilisieren,
fing ich an zu beten und stellte mir innerlich vor, dass ich eine Amazone sei. Es half sehr!
Es war 21.00 Uhr, als ich die ersten Hochhäuser von Vila Nova de Gaia in der Ferne sah.
Es sollte noch eine Stunde vergehen, bis ich an meiner Übernachtungsstelle war.
Laut Angabe waren es heute 58 km. Inbegriffen ist aber nicht die Größe mancher Städte.
Es war ein wirklich harter Tag, jedoch auch ein sehr schöner Tag. Eines der Pilgergebote lautet:
"Öffne deine Augen gut für die Schönheit der Landschaft und der Kunst!" Das habe ich.
Man sieht dabei so vieles, kann sich über so viele Kleinigkeiten freuen und weitet seinen Horizont!
Es ist bei weitem nicht alles schön, alles hat aber einen Aspekt, der interessant sein kann.
Morgen früh überquere ich die Brücke.
* Katharina Høgsberg zog als 8-Jährige mit ihrer Großmutter von der dänischen
Insel Fünen nach Budens (Costa Vicentina). Sie besuchte die Grundschule in Praia da Luz und ging
anschließend auf die Escola Secundária in Lagos. Das deutsche Abitur erwarb
Katharina auf einem Internat in der Schweiz. Zur Ausbildung als Physiotherapeutin fährt
sie regelmäßig nach Kopenhagen. In der nächsten Ausgabe der Portugal-Post
bringen wir den 2. Teil, in dem Katharina von ihren Erlebnissen auf dem Caminho português
von Porto nach Santiago de Compostela berichtet. Der komplette, ungekürzte Pilgerbericht kann
auf unserer Homepage (www.p-hh.de) nachgelesen werden. Dazu gibt es eine Fotostrecke.
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Portugal-Post Nr. 39 / 2007
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Unterwegs mit dem Pilgerstab auf einer Landstraße
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