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Ein bewegender Abschied

Von Peter Koj

Nach 15 Jahren Hamburg ist Regina Correia nach Portugal zurückgekehrt. In diesen 15 Jahren hat sie sich sowohl im schulischen als auch im kulturellen Bereich hervorgetan. Sie unterrichtete das Fach Portugiesisch an verschiedenen portugiesischen Schulen in Hamburg, überwiegend jedoch im Nachmittagsunterricht der Katholischen Mission.

In der riesigen Aula der Missão Católica in der Danziger Straße hatte sich am 1. Juli eine große Schar von Freunden, Kollegen, aber vor allem von Schülern und Ex-Schülern versammelt, um sich von ihr zu verabschieden. Und wie sie sich verabschiedet haben! Fast drei Stunden lang boten sie ein Programm dar, in dem sich die ganze Liebe, aber auch das Engagement dieser großen Erzieherin widerspiegelte. Verschiedene Gruppen boten kleine improvisierte Szenen und Musikstücke dar, das Ganze immer wieder versetzt mit Dichterlesungen.

Der Höhepunkt war erreicht, als Regina zur Gitarre griff und sich zu einigen Liedern begleitete, die ihr besonders am Herzen liegen, die meisten von Zeca Afonso und mit Texten ihrer Lieblingsdichter wie Manuel Alegre oder ihrem Freund José Jorge Letria, dessen langer Abschiedsbrief verlesen wurde. Regina Correia ist nämlich nicht nur eine engagierte Lehrerin, sondern auch eine kreative Literatin. Als sie 1992 nach Hamburg kam, hatte sie schon den Roman Os Enteados de Deus (Die Stiefkinder Gottes) geschrieben, der 1989 mit dem Newcomer-Preis der Stadt Montijo ausgezeichnet wurde. In Hamburg folgte die Gedichtsammlung Noite Andarilha und der 1999 im Verlag Universitária erschienene Erzählband Uma borboleta na cidade (Ein Schmetterling in der Stadt), in dem sie die Geschichte des angolanischen Knaben Joel erzählt, der in Hamburg operiert wurde.

Regina Correia liebt den zwischenmenschlichen Kontakt und den Meinungsaustausch, und so schloss sie sich bald nach ihrer Ankunft dem damals noch existierenden Kulturkreis Portugal in Hamburg an, und als die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft gegründet wurde, war sie gleich mit von der Partie. Sie hat unsere Zeitschrift mit verschiedenen Beiträgen bereichert1 und viele Kulturveranstaltungen erfolgreich gestaltet. Unvergesslich ihre Inszenierungen auf dem Arraial Português im Museum für Völkerkunde an der Rothenbaumchaussee, aber auch ihr Auftritt im Literaturhaus am 27. April 1999, den sie noch heute als den Höhepunkt ihrer kulturellen Aktivitäten in Hamburg betrachtet. Zur Feier des 25. Jahrestages des 25. April rezitierte sie Revolutionslyrik im Original, während der Schauspieler Dietmar Mues die deutsche Version vortrug. Das Publikum war sehr angerührt von der Echtheit ihres Wortbeitrags, aber auch von dem von ihr auf der Gitarre begleiteten Liedervortrag.2

Liebe Regina, du wirst uns in Hamburg sehr fehlen, und wir lassen dich nur ziehen, wenn du uns versprichst, uns so häufig wie möglich zu besuchen und uns gelegentlich einen Artikel zu schicken, in dem du uns über das Geschehen in Portugal informierst.


Regina Correia's Brief zu ihrem Abschied aus Hamburg finden Sie hier.

1 In der Portugal-Post 6 vom April 1999 berichtet sie, wie sie den 25. April erlebt hat (S. 14/15). Die Nummer 9 enthält außer ihrem Gedicht Saudade einen Artikel, den sie zusammen mit PHG-Mitglied Maria Celeste Gomes über den muttersprachlichen Portugiesischunterricht in Hamburg geschrieben hat. In ihrem Beitrag Pillen gegen das Vergessen (P-P 12, S. 20/21) beschreibt sie den Horror der Urlaubsflüge in einer immer absurderen Welt. In einem anderen Artikel, Die Tragödie ist nicht Zé Cabra (P-P 15, S. 18/19), bekommt die Medienwelt ihr Fett weg. Statt dessen feiert sie die kapverdische Insel Boavista als Gegenbild, als Paradies (Offenbarung, in P-P 30, S. 26/27). Und in der Nummer 31 unserer Zeitschrift (Aug. 2005) veröffentlichten wir den langen Brief, den sie Padre Eurico Azevedo zu seinem Abschied von der Katholischen Mission schrieb.

2 Der Abend, den zu moderieren ich das Vergnügen hatte, ist auf der S. 32 der Portugal-Post 7 dokumentiert.






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Portugal-Post Nr. 40 / 2007


Regina Correia verabschiedet sich in der Aula der Missão Católica mit Liedern